Der Titel klingt ja nicht gerade gut! Leider ist am Sonntag 2. August 2015 ein Ereignis eingetroffen, das schon in alten Taubenbüchern immer wieder beschrieben worden ist. Das Abdrehen ganzer Stiche. Ein Phänomen das ich bereits in früheren Jahren erleben musste, aber in den letzten Jahrzehnten bis zum letzten Jahr, bei meinen Wienern nie mehr aufgetreten ist. Ja, ich habe sogar propagiert, dass meine Tauben abdreh-sicher seien. Nun, man lernt bekanntlich nie aus!
Nachdem meine beiden Stiche der ersten und zweiten Brut, schon im sehr jungen Alter beachtliche Flüge zeigten, habe ich Samu Baumgartner angefragt, ob er bei mir einen Flug werten würde. Ich rechnete mit einem Flug um die zwei Stunden, aber mit gutem Index. Mit dem Wissen, dass auch ein Wanderfalke, der seinen Standort ziemlich weit weg haben muss und meine Tauben fast täglich , allerdings nach längerer Flugzeit angriff, durfte ich sicher einen Preisflugversuch starten.
Ich entschloss mich für den jüngeren Stich, der schon am Freitag 24. Juli, ein unerwartetes, heftiges Gewitter, durchflogen hat und nach ca. drei Stunden vollzählig um 21 Uhr 30 gelandet ist.
Am Sonntag starteten die Tauben verheissungsvoll. In nur 4 Minuten erreichten sie Punkthöhe, zeigten einen rassigen, allerdings ziemlich grossräumigen Flug und waren dann zeitweise unsichtbar. Nach 28 Minuten wurden sie das letzte Mal protokolliert und seither fehlt, trotz unserem, in den makellos blauen Himmel Starren, jede Spur. Bis heute ist leider keine Taube zurückgekehrt!
Und, obwohl auch in den alten Büchern steht, dass Wiener Hochflieger gut züchten und solche Verluste zu verschmerzen seien, tut es mir sehr weh und ich möchte schon wissen, wo eine solche Menge Tauben abgeblieben ist.
Es handelt sich um Ringnummern zwischen CH8 15 B633 – B 668. Alles Hellgestorchte und 2 Blaue.
05. Aug. 2015 Taube 15 B 644 ( Bild )ist bis jetzt als einzige, in guter Verfassung zurückgekehrt.
16. Aug. 2015 also genau 14 Tage nach dem Verlust der Tauben, wurde mir eine verletzteTaube von einem sehr netten, besorgten Herrn aus Freiburg i. B. gemeldet. Leider ist sie noch am selben Tag eingegangen.
4. Sept. 2015 ein Monat nach dem Abdreh, hat eine weitere Taube 15 B 648 zurückgefunden. Die blaue Taube stand heute Abend bei der Fütterung vor dem Einflug. Wohlgenährt in bester Kondition! Auf welchem Schlag war sie wohl? Und ist nun ausgebüxt!
Also wo ist der Rest! Wenn Dir die Tauben gefallen, ich schenke sie Dir, aber melde Dich, ich möchte wirklich wissen wo meine Tiere abgeblieben sind. Rein aus Forscher-Interesse!
Die grosse Uberraschung schlechthin, hat mir mein blaues, weiss gespitztes Zuchtpaar (Bild oben) bereitet. Für das Zuchtjahr 2015 stellte ich meinen einzigen verbliebenen Täuber an eine Täubin (rechts oben), die ich von einem befreundeten Züchter zurück bekommen habe, nachdem in meiner Zucht keine passende Täubin verfügbar war. Samu, vielen Dank!
Eigentlich wusste ich, dass die beiden verwandschaftlich sehr nahe stehen. Die Aufzeichnungen in meinem PC zeigten, dass der Vater des Täubers und der Grossvater der Täubin identisch sind. Nur welcher Züchter liebt es nicht, Experimente zu starten?
Noch im frühen Frühjahr wurde ich von einem Interessenten aus Lichtenstein derart bekniet, bis ich einwilligte, ihm dieses, in meiner Zucht einzige und etwas aussergewöhnliche Zuchtpaar, zu überlassen. Glücklicherweise hat sich dann besagter Mann nicht mehr gemeldet und die Tauben blieben somit auf meinem Schlag.
Vermutlich war es eine Fügung, die sich für mich zu einer wunderbaren Sache entwickelte.
Das erst Gelege, kurz nach der Verpaaarung unterlegte ich meinen arabischen Trommlern. Es wurden, wie nicht anders erwartet, zwei normal gespitzte Tauben!
Die reguläre Brut im Zuchtschlag brachte ebenfalls ein gespitztes Pärchen. Dann die nächste Brut! Nur ein Jungtier schlüpfte und entwickelte sich, welche Ueberraschung, zu einem herrlichen blauen Gansel, wie die Elsterzeichnung bei den Wiener-Rassen genannt wird.
Nun war natürlich mein Interesse geweckt! Die folgenden Eier schob ich unter ein Kiebitz-Paar und wieder entwickelten sich ein Gansel und ein farblich, asymmetrisch geschecktes Junges. Diese Taube ist von der echten Seite betrachtet ein Gansel, der andere Flügelschild ist blau gescheckt mit schwarzen Binden.
Ein von den Eltern aufgezogenes Gelege brachte wiederum ein reines Gansel sowie ein mehrheitlich blaues Geschwister.
In der Folge ein weiteres, ungleiches und das jüngste Nestpaar!
Ich bin gespannt, ob und wie weit sich dieser Farbenschlag in der Folge festigen lässt.
Vermutlich würde dies die Renaissance, einer ausgestorbenen Hochflug-Rasse bedeuten. Wer hat noch Wiener mittel/langschnäblige Wiener Hochflug-Gansel, die wirklich noch die vorzüglichen, ureigenen Flugeigenschaften besitzen?
Die Ausgangstiere, sowie die bisherigen gespitzten Nachkommen, sind allesamt Superflieger, die sich zudem durch ein sehr gutes Heimfinde- und Orientierungsvermögen auszeichnen.
Vielleicht hast Du schon ähnliche Erfahrungen gemacht! Ich freue mich natürlich über jede Zuschrift!
Meine Zuchtpaare für 2015 sind zusammengestellt und verpaart! In diesem Jahr liess ich die erfolgreichen Paare von 2014 praktisch alle zusammen. Nach dem Motto: “ Never change a winning team“!
WIENER HOCHFLIEGER
Mit den blauen und dunklen Wiener Hochfliegern experimentiere ich sehr gerne. Sie führen alle Blut meiner Hellstörche, werden aber nicht in diese zurückgekreuzt.
ALTÖSTERREICHISCHE FLUG-KIEBITZE
Diese, in der Schweiz sehr seltene Rasse, hätte eine eine grössere Verbreitung verdient. Ernsthafte Interessenten für die Zucht dieser sehr angenehmen und flugfreudigen Taubenrasse, dürfen sich gerne bei mir melden!
Nachdem mein toller Stich der 2. Brut, der konstant zuverlässige Resultate geflogen hat, kurz nach dem Wertungsflug vom 14. August auf Nimmerwiedersehen entschwunden ist und nur 6 von 21 Tauben den Weg zurückgefunden haben, blieb mir ein ebenso grosser Stich der 1. Brut, der sich bis anhin nicht mit besonderen Leistungen auszeichnete. Meine ganze Konzentration richtete sich nun auf die verbliebenen Tauben. Ich wusste ja, dass im November oft noch wunderbare Flüge zu erwarten sind. Gute Wetterkonstellation vorausgesetzt, kann ich meine Tauben bis zu den Wintereinbrüchen mit den ersten Schneefällen, fast täglich fliegen lassen.
Dazu kommt, dass wie bereits gesagt, der grösste Feind unserer Tauben, der Wanderfalke, im Moment glücklicherweise nur noch vorübergehend Präsenz zeigt.
Nachdem besagter Stich plötzlich unglaubliche Fluglaune zeigte, er flog als beste Trainingszeit 4 Stunden 26 Minuten, wovon mehr als 3.5 Stunden in Höhen wo die Tauben nur noch mit dem Fernglas auszumachen waren, musste unbedingt nochmals ein Fachmann ans Werk! Unser sehr versierter Zuchtfreund Christian Wingeier sagte mir spontan zu, am Samstag 22. Nov. 14, den Flug meiner Mannschaft der vermeintlichen 2. Liga, zu werten.
Den weiteren Verlauf entnehmen sie bitte der Mail von Christian an Hochflug-Obmann Peter Reinhard
Zitat:
Hallo Pesche
Im Anhang stelle ich dir das Protokoll der Hochflug-Abnahme vom Samstag bei Peter Berger zu.
Es ist was los in der Hochflugtaubenszene! Und für einmal sind es nicht Junge die die Musik machen, sondern junggebliebene Rentner, die der Ehrgeiz gepackt hat und ihre wieder gewonnene „Freizeit“ sinnvoll nutzen.
Glaub wir zwei müssen schauen, dass wir uns auch pensionieren lassen können 🙂
Noch nie gab es in der Geschichte VSF drei Hochflugabnahmen in einem Jahr mit über 700 Punkte!
Der Flug am Samstag war seeeeehr gut, auch wenn der Start dies nicht hätte erahnen lassen. Peter hatte dem Team eine bereits für die Zucht 2015 vorgesehene Täubin zu gefügt mit dem Gedanken, dass mit 21 Tieren am Start, 7 landen dürfen ohne dass der Flug als beendet gilt. Diese Täubin wollte aber gar nicht fliegen und landete bereits um 11:22. Zwei Minuten später sah es danach aus, dass der ganze Stich landen würde. Doch sie zogen ab und verharrten weiter in unterer Höhe. Um 11:39 erreichten sie endlich Mittlere und von da war die Handbremse gelöst und die „Post“ ging ab. Auch Peter löste sich sichtlich! Vorher liess er sich schon mal zum Satz hinreissen, dass er NIE mehr einen Wertungsrichter bestelle! Glaub, dies hat sich nun erledigt 😉
Ab 12:17 flogen die Tauben auf unsichtbar. Mit dem Fernglas konnten der Stich verfolgt werden und ab und zu waren die Tauben mit blossem Auge zu sehen. Ein kleiner Schwenker und schon waren sie wieder verschwunden. Einfach herrlich!
Da die Tauben konstant die Position hielten, war die Kontrolle einiges einfacher und trotzdem ging das Hochstemmen des Fernglases in die Arme.
Für mich eher überraschend war der schnelle Abstieg. Vermutlich lag dies schon etwas an der fortgeschrittenen Tageszeit. Für den Index war dies natürlich positiv und der Langsamstart damit wieder wettgemacht.
Meine Freude über den speziellen Flug ist natürlich riesengross! Ganz herzlich bedanke ich mich bei Christian, der geplante Samstags-Arbeiten an seinem Taubenschlag spontan sausen liess und sich einmal mehr für unser schönes Hobby einsetzte!
Wertungsflüge die mein altes Züchterherz höher schlagen lassen!
Nach einem sehr schönen Flugsommer, nicht was das Wetter betraf, aber mit vielen, ungestörten Trainingsmöglichkeiten, wie ich sie seit Jahrzehnten nicht mehr erleben konnte, durfte ich in diesem Spätsommer viele Super-Flüge meiner Tauben geniessen. Die zu zahlreichen Wanderfalken scheinen nämlich unsere Gegend verlassen zu haben! Wie oft habe ich mir in solchen Momenten einen Flugrichter oder sachverständigen Kollegen herbei gewünscht. Nicht dass es mir um das Einheimsen von Preisen ginge, aber wer möchte das Flugvermögen, ja die Leistung und damit das Können seiner Flieger, nicht wieder einmal bestätigt wissen. Mein Stich der zweiten Brut ist besonders aufgefallen, blieben doch diese Tauben seit Wochen immer wieder um die 3 Stunden in der Luft, wovon bemerkenswert hohe Zeit-Anteile unsichtbar hoch oder in Punkthöhe. (Die einzelne Taube ist nur noch als Punkt wahrnehmbar, oder hier resultieren die höchsten Punkte).
Samu Baumgartner, frisch gebackener Flugrichter, erklärte sich bereit, am Samstag 30. August 2014 , den Flug meiner Tauben zu bewerten.
Trotz eines, von den üblichen Trainingszeiten verspäteten Startes, zogen die Tauben sofort auf Punkthöhe. Wären sie nach dem Abstieg nicht noch etwas in der unteren Höhe herumgebummelt, wäre auch der Index besser ausgefallen.
Wertungsflug vom 14. August 2014: 725 Punkte, Zeit 200 Min. Index 3.63
Uebrigens, alle nachstehenden Aufnahmen habe ich mit meiner Nikon D7000 mit Tamron Zoom-Objektiv 18 -270 also mit 15-facher Vergrösserung heran gezoomt.
Gegen Ende des Fluges wurden die Schwenker und Achter auch etwas ruhiger. Die Tauben schalteten auf Sparflamme oder in einen höheren Gang und zogen Kreise, wie man es bei Tipplern oder meinen Kiebitzen gewohnt ist.
Meine Annahme, dass es sich bei den rassigen Schwenkern auch um eine gewisse Unsicherheit und Abwehrreaktion handeln muss, hat sich in dieser Saison bestätigt. Die Wanderfalken scheinen unsere Gegend als Standvögel, hoffentlich nicht nur vorübergehend, verlassen zu haben. Nun fliegen meine Tauben, irgendwie unbekümmert und lustvoll, diese für meine echten Wiener doch ungewohnt, langen Flugzeiten.
Die Tauben waren während meiner Ferien 3 Wochen im Schlag. Allerdings wähnte ich sie, nach 10 Tagen Training, bereits wieder in Form. Leider verliessen einige Tiere den Pulk in Punkthöhe ohne sichtbaren Grund. Am Folgetag wurde mein 2. Stich ebenfalls in Preishöhe von einem Falken angegriffen. Dieser Raubvogel dürfte auch gestern der Grund für den kürzeren Flug gewesen sein!
Wiener Hochflugtauben als Hochzeitstauben und Glücksboten!
Leider muss ich viele Brautleute enttäuschen, wenn sie bei mir für Hochzeitstauben nachfragen. Der Grund ist: Hochflugtauben besitzen nur ein begrenztes Heimfindevermögen. Um meinen Wohnort ist das kein Problem. Hier fliegen meine Tauben täglich ihre Trainingsrunden über dem Schlag. Weisse Brieftauben sind da viel geeigneter. Sie können bei entsprechendem Training über grössere Distanzen in ihren Schlag zurückfliegen. Gleich zwei Teams meiner Hochflugtauben durften, ich glaube zur Freude der Brautleute und der beiden Hochzeitsfamilien, an diesem herrlichen Tag, in den klaren Himmel starten!
Einige Bilder der beiden Hochzeiten vom 9. August 2014
klicke bitte jeweils ins Bild!
Jessica und Oliver
Fotos: Georg Sutter und Michael Huber
Eigentlich tun meine Tauben so was nie! Vermutlich war diese Taube aufgeregter als die Braut. Zum Glück konnte der Schaden schnell behoben werden. Irgend eine männliche Stimme meinte trocken: “ Das Kleid wird ja nachher nicht mehr gebraucht!“
Damaris und Matthias
Fotos: Marc Gilgen
Im Wissen um das Missgeschick mit der sch… Taube an der vorangegangenen Hochzeit, streckt Damaris ihre Arme weit nach vorne. Alles bestens! Doch schau selbst!
Ein ganz herzlicher Dank geht an unseren lieben Freund Horst, vom Restaurant Stöpli in Sissach. Er hat sich spontan als Glücks-Tauben-Magier zur Verfügung gestellt und seine Aufgabe professionell und mit Bravour gelöst. Als würde er dies jeden Samstag tun!
Merci vielmol! (Unter uns: „Er hatte auch zum ersten Mal eine Taube in Händen“)
Wie eine Vielzahl von uns Flugtaubenzüchter, zähle auch ich mich zu den sehr stark Betroffenen, die grosse Störungen und Verluste durch den Wanderfalken hinnehmen müssen. In der schönen, sehr sonnigen, meist nebelfreien Region des Oberbaselbiets dürfen meine Flieger auch in den Wintermonaten ihren Freiflug geniessen. Leider und natürlich, findet auch der Wanderfalke an dieser Situation Gefallen.
Ob sich durch diese „natürliche Selektion“, meine Wiener positiv oder negativ entwickelt haben, möchte ich folgendermassen beurteilen:
Die negativen Punkte sind uns ja allen sehr wohl bekannt und einfach aufzulisten:
Grosse Verluste beim Eingewöhnen und Einfliegen der Jungtauben.
Dauernde Bedrängung unserer Flugtauben!
Verletzte Tauben die noch zurückkehren, aber verarztet, genäht oder gar getötet werden müssen.
Tauben die nicht mehr fliegen wollen und sich nur mit Nachhilfe ihres Betreuers aus dem Schlag begeben. (Würden wir in einem Gewässer schwimmen, wo wir Haie vermuten?)
Schon die Jungtauben bemerken natürlich die Anwesenheit der Raubvögel aus den Abflugkästen und Volièren.
Gute Hochflugstämme fliegen nur noch äusserst nervös und verängstigt um die Hausgiebel und Baumwipfel.
Preisflüge sind mangels geregelten Trainings kaum mehr möglich!
Ich brauchte lange, aber ich versuche nun diesen Tatsachen auch Positives abzugewinnen!
Aus meiner Jugendzeit, Mitte des letzten Jahrhunderts, erinnere ich mich, dass die Züchter von Hochflugtauben auch mit ihren Zuchttieren flogen. Meistens war nur ein Schlag vorhanden und alle Tauben wurden gejagt. Der Wanderfalke war zu dieser Zeit immer präsent, aber in einem wesentlich verträglicheren Mass. Heute müssen wir mit dem WF und seinen Dauerangriffen leben! Mein Ziel war immer schon, wieder einen Wiener-Typ mit einem gewissen Naturinstinkt zu haben. Aehnlich den Feldtaubenrassen auf den Bauernhöfen, die sich eine eigene Strategie zulegten, um nicht von den fliegenden Räubern erwischt zu werden. Wollen wir unsere Hochflug-Tauben weiterhin im Freiflug sehen, müssen wir von den Preisfluggedanken eher wegkommen. Tauben, die stundenlang ihre monotonen Kreise ziehen, werden in Gebieten, wo der WF wieder heimisch ist, kaum überleben. Und wo ist er dies nicht?
Fördern wir also die Eigenschaften, die noch in unseren Wiener Hochfliegern stecken! Ihr Vermögen mit engen Kippen und Wendungen, spiralförmigen Stürzen und schnellem Anstieg zu parieren, ist bei den meisten Stämmen, wenigstens noch latent, vorhanden. Durch eine gezielte Zucht in dieser Richtung sollten diese Tauben nie ein Ausstellungstauben- und Volieren-Dasein fristen müssen.
Schon das Vorhandensein eines Ausstellungsstandards birgt gewisse Gefahren. Wiener Hochflug- Tauben gehören eigentlich nicht in den Ausstellungskäfig. Sie sollen ausschliesslich nach ihrer Leistung beurteilt werden. Zugegeben, auch ich behalte, bei zwei mir gleichwertig erscheinenden Tieren, dass mir optisch besser Zusagende.
Während noch vor einigen Jahren, meine Tauben beim entfernten Auftauchen eines dunklen Vogels sofort in alle Himmelsrichtungen verstoben, sind sie heute wesensfester und wendiger geworden. Schon eine, auf den Schwarm zufliegende Brieftaube, versetzte die Tiere in Fluchtstimmung. Heute lassen sich die Tauben nicht mehr so leicht verjagen. Ganze Stiche habe ich, durch das den Wienern oft nachgesagte Abdrehen, nie mehr verloren. So fassen die Tauben nach dem Auftauchen eines WF schnell wieder zusammen. Manchmal bilden sich zuerst erneut kleine Stiche in verschiedenen Höhen, die sich später vereinen. Instinktiv scheinen die Tauben zu wissen, dass Ihnen der enge Stich einen grösseren Schutz bietet. Nur selten ist ein WF beim ersten Angriff auf einen grossen Pulk erfolgreich. Er durchsticht den Taubenschwarm, kann aber durch die Vielzahl von Tieren keine Taube genau anpeilen.
Einige suchen als erste Reaktion immer ihr Heil im Sturzflug und verstecken sich irgendwo, oder sie landen bestenfalls auf unserem hohen Dachgiebel. Meistens warten sie dann dort die Ankunft weiterer Kollegen ab, oder verschwinden blitzschnell im Einflug.
Einige Erfahrungen und Tipps im Umgang mit den wunderbaren
Tauben die sich nicht im Stich halten und immer wieder ausscheren, sind oft die ersten Opfer. Der WF peilt gerne die einzeln fliegenden Tauben an.
Gewünscht wären diejenigen Tauben, die auf der Höhe des Falken, oder darüber bleiben. Wenn er nämlich nicht aus einem steilen Winkel beschleunigen kann, hat er eine geringe Erfolgschance und gibt seine Attacken nach einigen Versuchen, meistens auf.
Würden nur diese Sofort-Stürzer und Solisten Opfer des WF, wäre dem Züchter eine unangenehme Selektion abgenommen. Für mich gilt es, solche Tauben die dies immer wieder tun, zu eruieren und sicher nicht in die Zucht einzustellen. Doch auch wir sind manchmal unpässlich! Also nicht gleich eine nicht mehr gut zu machende Tat begehen. Beobachten geht hier vor!
Doch wie erkenne ich, oder wie stelle ich fest, ob es sich immer um die gleiche Taube handelt?
Bei Stichen von 30 und mehr Tieren keine Leichtigkeit! Mein Schlag ist umgeben von hohen Häusern, auf denen sich die Jungtauben gerne niederlassen.
Ich liebe es halt, grosse Schwärme am Himmel zu bewundern!
Hier die beiden von mir angewandten Methoden:
Mit Markierfarben, wie sie in der Nutztierzucht verwendet werden, färbe ich die Tauben unter den Flügeln ein. So markiere ich rote, grüne und blaue Zuchtlinien. Durch das Sprayen entstehen weiter verschiedene, gut zu erkennende Musterungen. Kreuzungstieren, z. B. einer Taube aus Linie blau/grün, färbe ich den linken Flügel blau, den andern grün. Es bestehen in der Folge viele Möglichkeiten, die Tauben schon in der Luft und vor der Landung, wenn nötig mit dem Fernglas, zu erkennen. Ich kann so Unterschiede im Verhalten der einzelnen Zucht-Linien erkennen. Vor allem einzelne Tauben, die nicht im Stich bleiben und dauernd ausscheren.
Eine weitere Methode wäre, den Tauben die letzten Ziffern ihrer Ringnummer auf den Flügelschild zu tupfen. (Eignet sich, um nicht lange mitfliegende Tiere zu erkennen) Mit einem eher dicken, wasserfesten Filzstift lässt sich diese Arbeit gut bewerkstelligen. Auch hier lässt sich dann die Taube mittels Fernglas, auch auf weitere Distanz, gut bestimmen, sobald sie sich niedergelassen hat. Diese Methode hat mir vor vielen Jahren geholfen, meine Zucht auf den heutigen Stand zu bringen.
Als Aesthet muss ich aber zugeben, dass unbehandelte Tauben schon besser aussehen. Die folgende Mauser behebt aber diesen Mangel wieder auf natürliche Art.
Dass sich der Wanderfalke oder andere Raubvögel durch diese Malereien, wie oft behauptet, von ihren Zugriffen abhalten lassen, würde ich aber definitiv verneinen.
Ich bin mir sicher, dass der Druck durch den WF, die Wendigkeit der Flieger eher gesteigert und eine Aenderung des Flug-Stils bewirkt hat. Die Tauben schwenken und wenden wesentlich rassiger! Sogar meine Flugkiebitze, die einen ruhigeren Flug haben, schaffen es meistens, dem WF zu entwischen.
Nur, gar keine Verluste wird es nie geben!
Runden- und Langzeitflüge kann und muss man also im Wanderfalkenland kaum mehr erwarten. Preisflüge gelingen, wie schon erwähnt, leider nur noch selten und werden fast immer durch den WF unter- oder ganz abgebrochen. Immer wieder ärgere ich mich und rege mich wahnsinnig auf wenn der „fliegende Gepard“ erscheint. Vielfach im Doppelpack, oder im Frühjahr, in Begleitung der ganzen Brut.
Eigentlich ein faszinierendes Naturschauspiel, wären es nicht meine geliebten Wiener Hochflieger die da involviert und verfolgt sind!
Es gibt WF, vor allem Weibchen, die sind fast täglich erfolgreich! Wenn dann gar so ein Paar in der Nähe brütet, braucht es Züchter mit Durchhaltevermögen. Einige Jahre hatte ich Sichtverbindung zu einem Horst an der Sissacher Fluh. In dieser Zeit, da habe ich 30 und mehr Jungtauben beim Einfliegen verloren.
Auch ich war da nahe daran, das Handtuch zu werfen und die Flugtaubenzucht an den berühmten Nagel zu hängen!
Ich erfreue mich aber weiterhin an meinen glitzernden „Diamanten der Lüfte“. Im Schlag sind Wiener Hellstörche durch Ihre schlichte, rassige Figur, Form und Farbe eh eine Augenweide! Ihr Temperament und ihre Vitalität erfreuen mich immer wieder aufs Neue.
Wie kann ich aber aus meinen eigentlich sehr guten Tauben, die Stress-Resistenten selektieren?
Durch meinen Zuchtfreund und „Kunstflugtaubenzüchter“ Christian, der seine Tauben 2000 Meter Luftlinie von mir entfernt fliegt und praktisch keine Verluste zu verzeichnen hat, bin ich auf die Idee gekommen, mit kleineren Trupps zu fliegen.
Meine beiden Jungstiche sind geschrumpft, weil sie eben immer angegriffen werden, sobald sie in Flimmerhöhe sind. Meistens bekomme ich nicht viel mit, ausser wenn der Falke bis in die untere Höhe nachsticht.
Kleingruppe HellstörcheMeine Versuche gehen jetzt dahin, dass ich nur 5 bis 8 Tauben, möglichst verwandt oder aus der gleichen Linie, zusammen fliegen lasse. Ich möchte so auch Unterschiede von äusserlich fast gleichen Taubenfamilien feststellen. Dazu setze ich die bestimmten Tauben, nach der Handkontrolle und Notierung der Ringnummer, unter einen Käfig vor einem Fenster meines Taubenhauses. Ein paar Körner und die Tiere beruhigen sich schnell und picken nach dem Futter. Durch hochkippen des Gitters starte ich dann den kleinen Trupp.
Unterschiede stelle ich hier in der Aufstiegsgeschwindigkeit, Zusammenhalt des Stiches etc. fest. Was weniger gut zu beurteilen ist, ist das Schwenkverhalten, das im grossen Stich eindeutig stärker oder augenfälliger ist. Die Falkenangriffe erfolgten auch, zwar etwas später, da mein jetziger „Freund WF“ seinen Standort etwas weiter entfernt zu haben scheint. Ein grosser Pulk ist natürlich auch für Flugfeinde schneller zu erkennen. Leider funkeln auch nur 6 weisse Tauben noch zu stark! Aus zwei 6er Gruppen habe ich je eine Taube verloren. Was meine Theorie der Peilgenauigkeit des WF, bei weniger oder einzelnen Tauben, bestätigen würde. Ferner fassen die Tauben nach dem Angriff sehr schnell zusammen und stürzen interessanterweise praktisch nie zum Schlag zurück.
Wir hatten gegen Ende 2013, eine so stabile Schön-Wetterlage, die es erlaubte, die Tauben wirklich täglich zu fliegen und zu vergleichen. Dies im Dezember! Bis vor zwei Jahren war ich berufstätig, meine Tauben sahen mich da höchstens 5 Minuten pro Tag und nur in den späten Abendstunden. Nun, man muss schon fast Rentner sein, um von solch zeitaufwändigen Vorteilen und Versuchen profitieren zu können. Mir ist aber bewusst, dass die Zeit zu kurz war, um wirklich verbindliche Schlüsse aus diesen Selektions-Flügen zu ziehen! Immerhin brachten sie mir neue Erkenntnisse!
Jetzt, anfangs Januar sind die Angriffe des Wanderfalken äusserst intensiv geworden. Er hat sich förmlich auf meinen Schlag eingeschossen. Ich hoffe, er macht seinem Namen alle Ehre und wandert weiter. So lange bleiben meine Tauben im Schlag, denn ich möchte keine weiteren Tiere opfern. Es tut weh, wenn man Tauben, die man kurz vorher noch in denn Händen hielt, so verlieren muss. Die Beziehung ist nicht die Gleiche, wie wenn man eine Taube aus dem grossen, eher anonymen Stich verliert!
Mal sehen wie es mit der Winterfliegerei weitergehen kann!
In dem kurzen Video oberhalb, das ich mit meinem Iphone, so quasi aus dem Hüftanschlag, aufnehmen konnte, zeige ich einen Angriff des Habichts, sowie eine erfolgreiche Attacke des Wanderfalken. Dies passierte im Zeitraum von wenigen Minuten! Damit kann ich auch Behauptungen gewisser Leute entkräften, die meinen, der WF greife nur in oberen Höhen.
Seit dem Einbau der Kipshagen-Nistzellen, die eine beidseits gefärbte Abdeckung aufweisen, konnte ich damit nur gute Erfahrungen machen. Ersten sind sie praktisch im Umgang mit den Tauben und leicht zu reinigen. Auffallend ist, dass sich schon von Anfang an die Kämpfe um die Nistzellen fast auf null reduzierten. Die Paare nahmen die ihnen zugewiesenen Zellen problemlos an und flogen nur selten fremde Einheiten an. Zellen mit eingefügten Farbtafeln
In meinem kleinen Zuchtschlag mit 6 Zellen, wie sie häufig von Brieftaubenzüchtern verwendet werden, hatte ich immer Mühe, den Paaren Ihre Zellen zuzuweisen. Sie flogen immer wieder fremde Zellen an. Renitente Täuber verteidigten dann sogar zwei oder mehrere Zellen. Dies führte dazu, dass Täubinnen Ihre Gelege in Ecken am Boden tätigten oder einfach aus dem Sitzregal plumpsen liessen. Jedenfalls war in diesem Schlag nie eine richtige Ordnung hin zu kriegen.
Meine vorgenannten Erfahrungen brachten mich auf die Idee, diese Nistzellen mit beidseits gefärbten Brettchen zu versehen. Und siehe da! Vom Moment an besserte sich die Schlagordnung eben schlagartig. Die einzelnen Paare sperrte ich einige Stunden in die ihnen zugewiesenen Boxen um dann vorerst nur die Täuber auszulassen, bis sie ihr Weibchen in der Zelle verteidigten. Frappant wie sich die vorgenannten Probleme beheben liessen.
Ob die Tauben Farben wirklich erkennen kann ich damit nicht behaupten, sicher bieten sie aber den Tauben Unterscheidungsmerkmale, mehr Sicherheit und die Gewissheit, auch wirklich die eigene Zelle zu verteidigen. Ich habe betont, dass beide Seiten eingefärbt werden müssen, weil ich in früheren Jahren diesen Versuch mit einseitig gefärbten Brettchen gemacht habe. Damals war der Erfolg bei weitem nicht so beeindruckend.
Eine einfache und kostengünstige Methode um das Zusammenleben im Taubenschlag zu verbessern!
Zuchtschlag mit 6 Nistzellen. Die farbigen Tafel habe ich nachträglich angebracht. Resultat super!
Deutscher Flugroller Club – Gruppe Baden-Württemberg
Herbsttreffen bei Peter Berger, Sissach
Am Sonntag, 26. August 2012 lädt Peter Berger ab 10.00 Uhr zum alljährlichen Herbsttreffen zu sich nach Sissach, an die Hauptstrasse 62 ein.
Gemütliches Zusammensein, Fachsimpeln und ein kleiner Taubenmarkt sind inbegriffen, doch Hauptattraktion sind sicherlich die bekannten Wiener Hochflieger von Peter. Und spielt das Wetterglück mit so gibt es wahrscheinlich auch den einen oder anderen Hochflug zu bewundern.
Gelegenheit zum Grillieren (Grillgut selber mitbringen) und Getränke sind vorhanden. Um planen zu können, bitten wir um kurze Anmeldung unter berger.sissach@bluewin.ch oder +41 61 971 36 05 oder +41 079 459 21 59
Nach einer wunderschönen, gemütlichen Fahrt durch Österreich mit unbestimmtem Ziel, landeten wir im schönen Wien. Natürlich hatte ich, langjähriger Liebhaber und Züchter von Wiener Hochflugtauben, mich auf diese Eventualität vorbereitet und vorsorglich einen Zettel mit Züchteradressen mitgenommen. Durfte ich Wien wieder verlassen, ohne echte Wiener-Tauben in ihrer Heimatstadt gesehen zu haben? Also nahm ich Kontakt mit, dem uns vom Videoforum für Kleintiere bekannten Tierfilmer, Peter Heindl auf. Mit einer bei uns Schweizern manchmal wünschenswerten Spontaneität, war er, obwohl überrumpelt, sofort bereit, einige Züchterbesuche zu organisieren. Schon am andern Tag rief er mich zurück um mit mir den Termin zu besprechen und unsere Abmachung zu treffen. Wegen dem 1. Mai, der in Wien als Sonntag gilt, waren die meisten Züchter nicht erreichbar. Doch schon am folgenden Mittag wurde ich dann von Ernst Sacher und Peter Heindl vor dem Hotel Sacher in Empfang genommen. Meine Frau verabschiedete sich gerne von mir, konnte sie doch nun, ohne vorauseilenden, ungeduldigen Ehemann, die Auslagen der Geschäfte in Wiens Fussgängerzone geniessen.
Auf der Fahrt stadtauswärts, zum ersten Hochflugzüchter war ich mit meinen beiden einheimischen Reiseführern natürlich bestens beraten und bedient. Wie Profis erklärten sie mir dies und jenes, wie man es eben sonst ohne Fremdenführer nicht erleben würde. Natürlich waren bald die Hochflug-Tauben und Ihre Feinde, die auch dort lauern, unser nicht abreissendes Hauptthema. Die erste Station ausserhalb Wiens bei Marino Zivkovic in Guntramsdorf. Der sehr sympathische, junger Mann begrüsste uns in einer wirklich sehenswerten, praktischen Anlage für unsere Hochflieger, die in eine Kleintierzuchtanlage eingegliedert ist. Ich bekam dort wunderschöne Wiener Hochflieger in hell und gekranzelt zu sehen. Was mir aber sofort in die Augen stach, waren Dunkelstörche, die ich zuerst als Wiener dunkelgestorchte Hochflieger einstufte. Bald wurde ich aber belehrt, dass es sich um „Deres“ handeln würde. Eine alte ungarische Flugtaube, die nur in dieser dunklen Zeichnung und als Schimmel vorkommen soll. Jedenfalls ist mir diese Rasse mit der aufrechten, stolzen Haltung bis heute nicht aus dem Kopf gegangen und ich hoffe, dass ich dann der erste sein werde, bei dem diese Tauben auch in der Schweiz fliegen werden.
Marino hielt alle seine Zucht-Tauben fest. In der angebauten Voliere haben die Tiere genügend Bewegungsfreiheit. Wie bei uns, ist es nicht mehr möglich, die Zuchttauben wegen Verlustgefahr fliegen zu lassen. Im Flugschlag sassen dafür die ersten abgesetzten Jungtiere und machten dann, nach dem Öffnen der Ausflugsklappe, auch die ersten kleinen Hopser in die Lüfte um sich gleich wieder auf dem Dach niederzulassen.
Bei Marino bekam ich erstmals Erlauer Hochflieger zu Gesicht. Eine russig, dunkelblaue Taube, der man einen rassigen Flugstil und ein sehr grosses Heimfindevermögen nachsagt. Übrigens Marino entpuppte sich auch als wahrer Künstler, Maler und Bildhauer. Spontan schenkte er mir einen Wiener hellgestorchten Tümmler auf Leinwand in Öl gemalt. Nach der Demonstration eines indischen Bodenpurzlers (nicht mein Fall) ging dann die Fahrt weiter nach Hirtenberg zum Heurigen-Wirt Josef Steinacher.
Steinacher besitzt einen ansehnlichen Zuchtstamm an Wiener hellgestorchten Hochfliegern mit vorwiegend kranzhalsigen Tauben. Seine markantesten und schönsten Tiere stellte er vor uns in den Schaukäfig, um die körperlichen Vorzüge dieser Tauben noch besser erläutern zu können. Bei ihm fällt auf, dass die Zucht durchgezüchtet ist, zeigen sich doch alle Tauben vom gleichen Typ. Eine Augenweide für den Liebhaber. Gerne hätte ich seine Tauben im Fluge bewundert. Nur wer opfert schon gerne seine Zuchttiere. Also bleiben auch hier die Zucht und Reservetiere festgehalten. Auch hier hatten noch keine Jungtauben das entsprechende Alter. Scheinbar sagt ein ungeschriebenes Gesetz und die Erfahrung, dass mit der Zucht von Hochfliegern erst sehr spät begonnen wird. Auch ich halte mich an diese Regel, da frühgebrütete Jungtauben zum grössten Teil, eh dem Raubvogel zum Opfer fallen würden. Nach einem Glas Heurigen in der wunderschönen Gaststube von Josef Steinacher ging’s weiter.
Nur einige Schritte entfernt führte uns Erich Rumpler in seine Zucht ein. Beim Betreten seiner Anlage, stechen einem zuerst seine Wiener Gansel in die Augen. Natürlich schweift mein Blick sofort weiter zu seinen Hochfliegern. Hier bietet sich schon ein bunteres Bild, wie man es vor Jahren bei uns noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Neben seinen Hellstörchen und Rotgestrichten, fallen wie Farbtupfer, einige rote und schwarze Tauben auf. Mit einer Farbintensität wie man sie bei Hochfliegern nur selten zu Gesicht bekommt. In beiden Farbenschlägen waren auch so genannte Weissschwingige zu bewundern. Bei diesen Tauben sind die äussersten 6-7 Schwingen von reinweisser Farbe. Im Fluge müssen sie ein ganz besonders schönes Bild abgeben. Bis heute habe ich weissgeschwingte Hochflieger nur im blauen Farbenschlag gekannt und auch gezüchtet. Scheinbar scheinen auch im Ursprungsland die bunten Wiener-Stiche an Beliebtheit zu gewinnen.
Nächste Station bei unserem Fahrer und Taubenpreisrichter Ernst Sacher. Schon der erste Eindruck seiner Anlage, lässt auf einen Mann schliessen, der sein Herz der Kleintierzucht verschrieben hat. Zur Begrüssung tummelt sich eine Schar bunter Zwerghühner auf dem Rasen vor der Anlage. Eine Riesenanlage mit Rassen die jedem Wienerzüchter das Herz höher schlagen lässt. Neben Wiener Ganseln in allen Farben ist praktisch die ganze Palette an Farbenschlägen der Wiener-Tümmler vertreten. Neben den feinen, rein schwarzen, schwarz- und rotgestorchten, roten sind mir besonders die blaugehämmerten Tiere, die ich bisher in keiner Zucht zu Gesicht bekommen habe, aufgefallen. Eine Volière mit Deutschen Nönnchen in schwarz rundet das Bild ab. Viele der Tauben werden im doppelstöckigen Taubenhaus im Freiflug gehalten. Sacher betreibt seine Zucht mit einigen Zuchtpaaren, die er aus der Vielfalt von mehr als 200 Tieren herauspickt, in grossen Einzelboxen zur Zucht bringt und dann wieder dem Flug übergibt. Auf diese Weise hat er die Garantie, dass die Nachzucht wirklich vom Wunschpaar stammt. Nur zu schnell verstrich die Zeit! In der wohnlichen Küche von Familie Sacher wurde bei von Frau Sacher Selbstgebackenem und Kaffee weiter gefachsimpelt und Gedanken ausgetauscht. Mit dem Standart für Wiener Hochflieger unter dem Arm verabschiedeten wir uns aus „Sacher’s Anlage mit integriertem Einfamilienhaus“.
Schönheits-Standart für Wiener Hochflieger ? Schon bei meinem ersten Besuch staunte ich nicht schlecht, wie sehr auf das Aussehen und eben standartgerechte Erscheinungsbild der Hochflug-Tauben Wert gelegt wird. Ich musste mich belehren lassen, dass sie sogar an Ausstellungen bewertet werden und scheinbar immer wurden. Eine Entwicklung, die mich etwas befremdet, wurden für Ausstellungszwecke doch früher die zierlichen Wiener Tümmler-Rassen geschaffen die aber ihre Flugfreudigkeit einbüssten, weil nur noch auf Zeichnung und Figur geachtet wurde. Für mich muss ein Hochflieger in erster Linie Leistung zeigen. Logisch stelle auch ich bei zwei gleichwertigen Tieren lieber das ästhetisch besser wirkende Tier in die Zucht ein. Flugfreudige Tauben zeigen auch im Schlag ein rassiges Erscheinungsbild und machen somit immer eine gute Figur.
Nur zu gerne hätte ich auch die Tauben von Peter Heindl begutachtet. Leider reichte die Zeit nicht mehr und ich war ja mit dem Gesehenen mehr als zufrieden. Damit habe ich Grund genug, der österreichischen Metropole bald wieder einen Besuch abzustatten.
Von meinen beiden Taubenfreunden wurde ich dann wieder zurück in Wien’s Stadtzentrum gefahren wo wir uns vor meinem Hotel herzlich verabschiedeten. An dieser Stelle darf ich mich noch einmal für die grosse Gastfreundschaft und herzlich spontane Aufnahme im Wiener-Züchterkreis bedanken.
Übrigens, es hat etwas lange gedauert, bis ich zum Schreiben dieser Zeilen gekommen bin, doch hat sich einiges getan. Durch einen Wohnungswechsel musste sich Marino von seinen Hochflugtauben trennen. Wir alle kennen die Probleme, die an neuen Orten mit der Taubenhaltung und den lieben Nachbarn auftreten können. Jedenfalls erinnerte sich Marino meiner Begeisterung für diese Tauben und hat mir grosszügig einige Exemplare überlassen. In der Zwischenzeit sind die ersten Deres aus Marino’s Zucht eingewöhnt und fliegen samt Nachzucht hoch über ihrer neuen Heimat in Sissach / Schweiz.
Mit den bis jetzt gemachten Erfahrungen kann ich sagen, dass es sich um ausgesprochene Leistungstauben handelt, die den bei mir seit Jahrzehnten gezüchteten Wienern in nichts nachstehen. Ihre Rassigkeit und Frühreife machen das Eingewöhnen nicht immer einfach, so fliegen die Jungtauben bereits mit noch „kurzen Flügeln“ auf und werden dadurch leider schnell Opfer der gefürchteten Wanderfalken. Mit den Wienern geflogen, zeigen sie eine noch grössere Nervosität und scheren bei Raubvogelangriffen sehr schnell aus dem Stich aus um, oft erst nach Tagen, wieder in ihren Schlag zurückzukehren.